Dienstag, 16. Februar 2016

HIT

Schon lange hatte ich festgestellt, dass ich unter anderem keine Hefe in Pizza, Brot oder Striezel und auch nicht mehr die heißgeliebte Melange vertrage. Meine Spekulationen reichten von Gluten- unverträglichkeit bis zu Laktoseintoleranz (Milchschaum im Kaffee). Aber es gab Speisen, auf die ich heute mit und morgen ohne Symptome reagiert hatte. Auf Milchprodukte verzichtete ich sowieso weitgehend. Butter jedenfalls, das wusste ich, war kein Problem. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich trotz immer achtsamerer Ernährung vieles gar nicht mehr essen, ohne nachher zu leiden. Was war mit mir los?

Meine Blutbefunde waren 1a und dennoch fühlte ich mich krank. Ich hatte immer wieder Atem- beschwerden und den berühmten Kloß im Hals. Ein Lungenfunktionstest und ein allgemeiner Allergietest bewiesen, meine Lunge ist toll, ich habe keine Allergie. Mein Blutdruck und mein Puls hatten Idealwerte und trotzdem hatte ich Herzrasen und Gleich- gewichtsprobleme.

Eine Bioresonanztestung ergab Weizen- und Schweinefleischunverträglichkeit. Na gut, damit konnte ich leben. Es gibt mittlerweile schon viele Glutenfrei Produkte und Fleisch war sowieso nur selten am Speiseplan. Aber auch das Achten darauf, keines der ausgetesteten Lebensmittel zu mir zu nehmen, ließ die Symptome nicht verschwinden. 

Mein Stresspegel war beim geringsten Anlass auf 1000. Ich hab es einfach auf die berufliche Belastung geschoben, die zweifelsohne gegeben war.

Ausschlaggebend war dann ein Termin beim Zahnarzt. Wurzelbehandlung. Kurz nachdem ich "die Injektion" bekommen hatte, stellten sich alle bekannten Symptome ein. Hitzewallungen, schwitzen, Flush (plötzliche Rötung des Gesichtes), starke Unruhe, das Gefühl vom Sessel zu kippen, Herzrasen, "ich krieg keine Luft", P a n i k!
 
Aufgrund meiner langjährigen Meditationspraxis kann ich durch sowas "durchatmen", doch brauchte ich danach volle 2 Tage, um mich einigermaßen davon zu erholen. Ich fühlte mich schwach, war müde und verzweifelt. "Vielleicht spinn´ ich ja und bin nicht mehr ganz dicht!?" begann ich an mir selbst zu zweifeln.
 
Als gelernte Kosmetikerin kenne ich mich mit Anatomie und Ernährungslehre ein wenig aus. Ich habe Ausbildungen in 2 Sozialberufen. Also, was Psychosomatik und Stresserkrankungen betrifft, weiß ich, um was es geht. Die Beschäftigung mit ganzheitlichen Heilmethoden begleitet mich seit fast 30 Jahren und "achtsame Selbstwahrnehmung" sind keine Fremdworte für mich. Mir war klar: "Irgendetwas stimmte mit mir nicht!"
 
Im Internet wurde ich dann fündig:
Histaminintoleranz (HIT)
Die weiteren Recherchedaten ergaben Sinn und mein Hausarzt schickte mich in die Allergieambulanz. Sobald ich mehr darüber wusste, begann ich mit der Histamin-Eliminations-Diät... und es wirkte! Jeden Tag ging es mir von jetzt an ein ganz klein wenig besser. Der Allergietest bestätigte dann meinen Verdacht.
 
Wieso erzähle ich Ihnen das alles?
HIT ist auch unter Ärzten sehr wenig bekannt. Laut kurier.at sind über 10% der Bevölkerung davon betroffen. nahrungsmittel-intoleranz.com berichtet von 1%. Das wären im geringsten Fall immerhin 86.000 Menschen in Österreich und über 5 Mio. in der EU!
 
Großartig informativ ist die Website der Schweizerischen Interessensgemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI) dessen redaktioneller Verantwortliche Heinz Lamprecht ein Kochbuch mit dem recht sperrigen Titel "Mastzellenfreundliche und histaminarme Küche" herausgebracht hat. Hier finden sich viele Rezepte, die helfen, den Alltag ohne viel Histamin oder Histaminliberatoren zu genießen!

Es gibt in Österreich noch keine Selbsthilfegruppe zu HIT. Vielleicht finden sich ein paar Betroffene? Ich würde mich über einen Austausch freuen und bin gerne bereit meine Erfahrungen und Erkenntnisse weiter zu geben.



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